Evelyn hat ihren Job für ihre Familie aufgeben – und als Mompreneur ihr eigenes Unternehmen gegründet. Jetzt designt und näht die Mama von 2 Kindern (2 und 4) unter dem Berliner Label „Mira und Evelyn“ zauberhafte Sachen für Kinder. Mit entzückende Tuniken, niedlichen Nilpferden, kuscheligen Loops, aber auch mit Kleidung für krebskranke Kinder der Onkologie des Klinikum Leipzig, hat sie schon die Herzen vieler Mamas (und Kinder!) erobert.
Im SMART-MAMA Interview erzählt sie uns Spannendes aus ihrem ganz persönlichen Nähkästchen. Warum sie ihre sichere Festanstellung gekündigt hat, was sie aus heutiger Sicht anders machen würde und – „Handmade-Mamas“ aufgepasst – was man beachten sollte, wenn man einen erfolgreichen Dawanda-Shop eröffnen möchte:
1. Liebe Evelyn, wieso hast du dich dafür entschieden deine sichere Festanstellung für die Familie aufzugeben?
Als ich nach der Geburt meines Sohnes wieder in meinen Job eingestiegen bin – ich arbeitete damals in der Schnittentwicklung eines Schuhproduzenten – habe ich schnell gemerkt, dass es sehr anstrengend sein kann eine Familie mit Kleinkind zu organisieren, wenn man in Vollzeit arbeitet. Ich hatte täglich mehr als 2 Stunden Fahrzeit und musste um 6:30 aus dem Haus – das war mit den Kita-Öffnungszeiten nicht zu schaffen. Außerdem wurde ich 3 Monate nach meinem Wiedereinstieg erneut schwanger. Also entschloss ich ich mich einen Gang herunter zu schalten und meinen Job, der mir viel Spaß gemacht hat, zu kündigen.
2. Wie kamst Du auf die Idee dein Label Mira und Evelyn zu gründen?
Die Idee für Kinder zu nähen kam mir schon vor ca. 5 Jahren, noch bevor ich mit meinem Sohn schwanger war. So ganz weit hergeholt ist das nicht, denn Nähen ist für mich nicht nur ein Hobby oder nur eine Leidenschaft, welche ich mir nebenbei beigebracht habe. Ich habe in Mönchengladbach Bekleidungstechnik gelernt und bis zur Geburt meines ersten Kindes in der Schnittentwicklung gearbeitet. Als dann mein Sohn da war, fing ich an, Kleinigkeiten zu nähen, aber ich war noch recht uninspiriert, ich hatte ja damals auch noch im Hinterkopf, dass ich, sobald er in die Kita geht, wieder arbeiten gehe.
Als dann meine Tochter Mira geboren wurde und ich meinen Job gekündigt hatte, nähte ich immer häufiger und begann ganz langsam den Shop und den Blog aufzubauen. Da die Zeit mit Baby tagsüber nicht reichte, habe ich immer abends gearbeitet, dementsprechend konnte ich leider noch nicht so viel nähen wie ich wollte. Als Mira dann Anfang 2014 in die Kita kam, konnte ich dann so richtig los legen.
3. Gibt es etwas, was Du aus heutiger Sicht anders machen würdest?
Könnte ich die Zeit zurück drehen….ich hätte früher mit meiner selbständigen Tätigkeit angefangen. Mehrere Jahre früher… Wenn ich schon in der Elternzeit meines Sohnes angefangen hätte, wäre vieles einfacher gewesen: Der Markt für selbstgemachte Kindermode ist leider sehr voll. Unter den tausenden von Muttis die ihre selbstgenähten Sachen auf Plattformen wie Dawanda verkaufen, sind wenige, die damit wirklich Geld verdienen wollen und müssen. Newcomer wie ich, die davon leben möchten, haben es schwer Fuß zu fassen. Und ich bin mir sicher, dass vor ca. 4–5 Jahren der Markt noch nicht so überflutet war.
3. Auf was sollte man achten, wenn man als Mama einen Shop auf Dawanda eröffnen möchte?
Dawanda hat mittlerweile Unmengen an „Handmade Muttis“, man muss sich daher eine Nische suchen und ein Netzwerk über soziale Medien aufbauen. (z.B. über Facebook und Instagram). Es ist es wichtig die Leute zu packen, und zwar nicht nur mit den DIY Sachen, sondern man sollte auch ein Stück weit bereit sein, sein Leben zu teilen. Ich gebe zu dass es einfacher ist wenn man sich und seine Kinder zeigt, aber es geht auch ohne.
4. Wo siehst Du Mira und Evelyn in 10 Jahren?
Puh, schwierige Frage. Ich wünsche mir natürlich, dass sich Mira&Evelyn bis dahin gehalten und sich so weit etabliert hat, dass ich bzw. wir davon leben können. Da mir das Nähen Spaß macht, würde ich auch weiterhin die Sachen gerne selber nähen, was aber bei höherer Auftragslage nicht mehr machbar ist. Gerne würde ich dann mit Mira&Evelyn so viel verdienen, dass ich jemanden einstellen könnte, denn ich würde meine Produkte nur ungern im Ausland herstellen lassen.
5. Wer und was inspiriert Dich zu Deinen süßen Kleidungsstücken, Stofftieren und Accessoires?
Ganz klar meine Tochter Mira! Erst durch Mira war ich inspiriert genug, um mich mit Schere, Stoff und Nähmaschine hinzusetzen und meine Ideen umzusetzen. Leider wird mit ihrem immer stärker werdenden Willen auch ihr „Nein“ immer lauter, dass sie leider schreit, wenn ich ihr Kleider oder Tuniken anziehen möchte. Sie eifert bei ihren Outfits lieber ihrem Bruder nach und bevorzugt Hose und Shirt (lacht)!
6. Wie organisierst Du Dich, um Deine Familie und Mira und Evelyn zu koordinieren?
Beide Kinder gehen in die Kita, daher habe ich vormittags Zeit, um alles zu besorgen und zu nähen. Bei hoher Auftragslage setze ich mich abends noch mal an die Nähmaschine, nachdem die Kinder im Bett sind. Meistens mache ich die handwerkliche Arbeiten vormittags und alles am Rechner abends.
7.Welche Unterstützungen/gesetzlichen Regelungen würdest du dir zum Thema Familie und Vereinbarkeit von der Politik bzw. von unserem Gesetzgeber wünschen?
Ich wünsche mir, dass eine Kitaplatzsuche nicht mehr zum Spießrutenlauf wird und dass die Kitagebühren im bezahlbaren Rahmen bleiben. Es ist gerade als Neufamilie schwer, sich durch den Behördendschungel zu kämpfen um alle Anträge zu bekommen, hinzu kommt das Klinkenputzen an den Kitas, um zumindest auf der Warteliste zu stehen. Die Kitagebühren, die man in Berlin bis 3 Jahre vor Schuleintritt zahlen muss, sind für Selbständige sehr hoch. Es wird der Durchschnitt eines Jahreseinkommens berechnet, welches gerade bei Selbständigen sehr schwankt, aber zahlen muss man diesen Betrag jeden Monat. Ich finde es außerdem wichtig, dass größere Firmen Kindertagesstätten für ihre Mitarbeiter gründen. Dies hat viele Vorteile, da die Kitaplatzsuche und lange Fahrwege wegfallen, außerdem ist man in der Nähe seines Kindes. Davon sollte es mehr geben, dann würden es gerade Mütter einfacher haben, wieder in ihrem Job zu arbeiten.
8. Hast Du einen ganz persönlichen Tipp für Mamas, die sich selbständig machen wollen?
Ich finde nichts schlimmer, als einen Job zu machen bei dem man sich quält, weil er keinen Spaß macht und bei dem man seine Kinder nur selten sehen kann. Natürlich ist mir bewusst, dass das auch oft einfach eine existenzielle Frage ist und nicht jeder die Möglichkeit hat seinen Träumen nachzugehen. Ich bin glücklich in der Situation zu sein, meinen Traumjob machen zu können, das war anfangs nur möglich, weil wir von dem Einkommen meines Partners leben konnten. Natürlich fliegen einem die Aufträge nicht zu und alles braucht seine Zeit bis es läuft. Aber ich finde, wenn dir dein Job Spaß macht ist das sehr viel wert: Eine glückliche Arbeit, nicht Geld macht eine Familie glücklich! Also lieber für einen Zeitraum etwas riskieren und die Ausgaben einschränken als auf einen Traum verzichten.
9.Was ist für dich das Schönste am Mamasein?
Meine Kinder! Sie aufwachsen zu sehen, sie lachen zu sehen. Manchmal schaue ich sie mir an und denke: „WOW, das sind MEINE Kinder, unglaublich!!!“ Sie sind toll, erweichen mein Herz, machen mich glücklich. Sie können mich aber auch wütend machen und ja, ich habe ihretwegen schon ein paar graue Haare mehr. Aber es sind meine Kinder, mein ganzer Stolz und einfach meine Liebe!
Vielen Dank für das Interview, liebe Evelyn!
P.S. Mehr von Evelyn, ihren süßen Kindern und selbstgenähten Produkten findet ihr auf Facebook und Instgram!
Foto: Murat Aslan
2 Kommentare
mimi
18. November 2014 at 12:38Ich finde das ja ganz toll, aber es ist natürlich auch ein Luxus – und geht nur, wie Evelyn ja auch sagt, weil der Mann „ernährt“. Evelyn droht zudem, wie vielen Frauen, die Altersarmut (besonders im Scheidungsfall). Und dann ist das Ganze auf einmal kein Luxus mehr.
Dass es nicht einfach ist, kleine Kinder und Arbeit (besonders in Festanstellung) zu organisieren, weiß ich. Ein dawanda-Shop als Beschäftigungstherapie ist aber auch keine Lösung. Es ändert sich nur etwas, wenn alle mithelfen, Arbeitgeber zu sensibilisieren und zu familienfreundlicher Massnahmen zu „zwingen“. Evelyn war eine super Fachkraft für ihren Arbeitgeber. Warum gab es keine Möglichkeit, sich entgegen zu kommen? Flexible Arbeitszeiten, Möglichkeiten im Home-Office zu arbeiten? Warum muss es immer gleich der Total-Ausstieg sein? Nicht falsch verstehen: Ich wünsche Evelyn, dass es klappt mit ihrem Label. Aber was mich viel mehr interessiert als Mompreneurs (die es schon immer gab, nur nannte man sie nicht so schick – und sie verkauften Selbstgemachtes auf dem Weihnachtsmarkt) sind Frauen, die es im Job mit Kindern schaffen. Lebensmodelle, bei denen die Männer richtig eingebunden sind…
supermom
8. Dezember 2014 at 12:24Hallo,
wow, das finde ich richtig klasse und wünsche Evelyn alles Gute für ihr Business! Mich hast du als Kundin gewonnen 😉
Als junge Mutter bin ich auch grade viel am Überlegen, wie es für mich beruflich weitergeht. Mit meinem Blog möchte ich mich gerne dafür einsetzen, dass es für Frauen möglich ist, sich sowohl beruflich zu verwirklichen, aber auch genug Zeit für Familie&Kinder zu haben. Da ist noch ganz viel Bedarf seitens unserer Familienpolitik. Die aktuelle entweder-oder Option für Frauen ist deprimierend (entweder Karriere oder [genug Zeit für] Kinder).
@ Mimi: wenn die Selbständigkeit gut anläuft, ist das doch durchaus auch eine Möglichkeit. Warum nicht?