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Meine 7 Geheimtipps für einen sorglosen Wiedereinstieg nach der Elternzeit

„Mama, du bist gefeuert!“ Diesen Satz knallt mir mein kleiner Sohn fast täglich um die Ohren, wenn ihm etwas nicht in den Kram passt – z.B. der Inhalt seiner Brotbox, oder die falsche Lutscher-Farbe. Gottseidank währt meine Arbeitslosigkeit nicht lange. Wenn sich die Nachtisch- oder Kuschelzeit nähert, werde ich natürlich ganz schnell wieder mit zuckersüßem Lächeln und einer Umarmung eingestellt.

Verrückterweise macht mich der lustige Kündigungsausspruch meines Sohnes manchmal auch etwas nachdenklich. „Mama, du bist gefeuert!“ habe ich vor längerer Zeit nämlich auch mal in einem etwas weniger witzigen Kontext zu hören bekommen.

Genau genommen an meinem ersten Arbeitstag nach der Elternzeit, der bekanntermaßen nicht nicht mit einem Blumenstrauß auf meinem Schreibtisch, sondern mit der Kündigung meines Arbeitsvertrages begann (wenn du nachlesen möchtest, was genau passiert ist, kann du das hier tun).

Auch wenn das damals ein riesiger Schock war, der mir nicht nur die erste Geburtstagsparty meines Sohnes versaut hat, bin ich meinem damaligen Arbeitgeber im Nachhinein dankbar. Klingt jetzt vielleicht absurd, aber ohne diesen Wiedereinstiegs-GAU, der sich damals wie ein Schlag ins Gesicht angefühlt hat, würdest du nicht diese Zeilen lesen. Ohne die Kündigung hätte ich mich nicht als Rechtsanwältin für Mütterrechte selbständig gemacht und hätte nie diesen Blog gestartet – geschweige denn ein Buch geschrieben. Ohne den Satz  „Mama, du bist gefeuert“ hätte ich niemals den Entschluss gefasst, alles Mögliche zu tun, um Mütter vor vergleichbaren Szenarien zu bewahren. Sie zu informieren, stark und unabhängig zu machen und zu helfen, falls es zu Kündigungen, abgelehnten Teilzeitanträgen, oder zu Diskriminierungen im Joballtag nach dem Wiedereinstieg kommt.

Das Wiedereinstiegs-Coaching für Mamas, ist dabei ein ganz wichtiger Bestandteil meiner Arbeit. Nachdem ich im Januar dazu einen Workshop für die echtemamas gehalten habe, habe ich gemerkt, dass ich mein Wissen und meine Erfahrungen unbedingt mal in gebündelten Form teilen muss – deswegen ist mir dieser Blogeintrag heute ein ganz besonderes Herzensanliegen!

Bist du bereit? Dann geht’s jetzt los:

Geheimtipp 1: Sei immer schlauer als dein Arbeitgeber*in

Leider mache ich immer wieder die Erfahrung, dass es Arbeitgeber (und natürlich auch Arbeitgeberinnen) gibt, die scheinbar noch im Mütterrechte-Neandertal leben. Manchmal wünschte ich mir, dass jeder Arbeitgeber*in einen Mutterschutz und Elternzeit-Führerschein machen muss, bevor er Personal einstellen darf. Ehrlich, es gibt verdammt viele schwarze Schafe da draußen, die kaum einen blassen Schimmer davon haben, DAS und WELCHE Rechte Müttern während der Schwangerschaft, nach der Geburt, in der Elternzeit und danach zustehen.

Du solltest dich daher NICHT darauf verlassen, dass dich dein Arbeitgeber*in immer mit den richtigen rechtlichen Informationen versorgt. Achtung bei vorgedruckten Elternzeit-Anmeldungen, Behauptungen, oder verallgemeinernden Aussagen („Ein Nebenjob während der Elternzeit ist bei uns verboten!“). Nimm nichts für bare Münze, sei mißtrauisch, hinterfrage alles!

Auch wenn dich Paragraphen eher abschrecken: informiere dich am besten schon während der Schwangerschaft über deine Rechte! Das ist genauso wichtig wie der Geburtsvorbereitungskurs, oder Kinderwagen-Shopping. Hier auf dem Blog bist du ja schon richtig. Da gibt es eine ganze Menge zu lesen. Und natürlich lege ich dir auch mein Buch ans Herz, denn darin findest du alle wichtigen Informationen zur Geltendmachung deiner Mütterrechte und Musterschreiben, mit denen du gleich loslegen kannst.

Geheimtipp 2: Hole deinen Arbeitgeber*in mit ins Boot

Machen wir uns nichts vor: Dein Arbeitgeber*in sitzt am längeren Hebel. Weil er dir jederzeit kündigen kann, weil er deinen Teilzeitwunsch während der Elternzeit ablehnen kann, weil er dich nach der Elternzeit von Hamburg nach Stuttgart versetzen kann. Auch dann wenn er dabei gegen Gesetz und Recht verstößt. Die A-Karte ist bei dir, denn du musst aktiv werden und notfalls klagen, wenn du dich gegen unrechtmäßiges Verhalten wehren willst. Wenn du nichts tust, bleibt das Unrecht bestehen. Ein Dilemma für viele Mütter, denn viele wollen und können nicht klagen: Weil sie Angst davor haben, weil Ihnen die Kraft fehlt, oder weil sie schlichtweg kein Geld haben (siehe Punkt 5).

Diese Szenarien lassen sich in vielen Fällen umgehen, wenn man den Arbeitgeber*in mit ins Boot holt. Voraussetzung dafür ist, dass du überhaupt einen Wiedereinstiegsplan hast (Wie lange setze ich aus? Wie viel arbeite ich nach meinem Wiedereinstieg? Welchen Job will ich machen?). Je konkreter dein Plan ist, um so leichter läßt er sich an deinen Arbeitgeber*in verkaufen! Wenn du einen Plan hast, solltest du ihn frühzeitig mit deinem Arbeitgeber*in besprechen und auf Vorbehalte gleich die passenden schlagfertige Antwort haben (mache dir eine Liste und schreibe dir alle Argumente auf, damit du sie im Gespräch nicht vergisst).

Und wenn der Chef*in deinen Plan gut findet und mitmacht: Lasse dir alles schriftlich mit Brief und Siegel bestätigen – zum Beispiel durch eine schriftliche Elternzeit-Vereinbarung (siehe auch Tipp 6).

Geheimtipp Nr 3: Checke dein Papierkram

Auch wenn dein Arbeitsvertrag irgendwo zusammengefaltet im Schuhkarton liegt und bis jetzt noch nie ein Anlass bestand da noch einmal reinzuschauen – jetzt ist der Zeitpunkt gekommen! Du solltest nämlich spätestens in der Schwangerschaft und noch vor Beginn des Mutterschutzes unbedingt mal checken, welche Jobbezeichnung und welches Gehalt da drin steht und ob das alles noch aktuell ist. Das kann für deinen Wiedereinstieg nämlich superwichtig sein. Dein Arbeitgeber muss dir nach der Elternzeit einen gleichwertigen Job anbieten. Bei der Frage was das genau für ein Job ist, ist dein Arbeitsvertrag entscheidend. Und wenn da drin steht, dass du Projektassistentin bist und inzwischen zur Abteilungsleiterin aufgestiegen bist, dann hast du eventuell ein Beweisproblem, wenn dein Arbeitgeber auf die Idee kommt dich nach der Elternzeit wieder zur Projektassistentin zu degradieren.

Weiteres Papier, was irgendwo mit einer gewissen Systematik abgeheftet werden sollte ist: Gehaltsabrechnungen, Lohnsteuerbescheinigungen und alles rund um den Elterngeldantrag. Am Besten legst du dir gleich einen schicken Ordner an!

Ich höre übrigens immer meine Lieblings-Podcasts, wenn ich nervigen Papierkram mache. Aktuell sind das die Stimmen von Laura Malina Seiler, Familieberlin und workisnotakinderspiel, hör da unbedingt mal rein!

Geheimtipp Nr 4: Beantrage ein Zwischenzeugnis 

Wo wir schon beim Papierkram sind: Bevor du in Elternzeit gehst, solltest du dir ein Zwischenzeugnis ausstellen lassen. Darin bestätigt dir dein aktueller Vorgesetzter/Vorgesetzte deinen Job, deine Aufgabe und natürlich auch deine Leistung zu Beginn der Elternzeit. Auch wenn das Zwischenzeugnis kein richtiges Endzeugnis ist, ist es bedeutsam, denn: inhaltliche Abweichungen vom Zwischenzeugnis im Endzeugnis müssen speziell begründet werden. Mit dem Zwischenzeugnis legt sich dein Chef*in also schon fest, und das kann später von Vorteil sein.

Außerdem besteht immer die Gefahr dass du deinen alten Chef*in nach der Babypause nicht wieder treffen wirst. So verhinderst du auch den Fall, dass dich  später jemand „bewertet“, mit dem du nie zusammengearbeitet hast.

Auf ein Zwischenzeugnis hast du vor Beginn der Elternzeit übrigens einen Anspruch. Wenn dir dein Arbeitgeber*in etwas anderes erzählen sollte, ist das Bullshit!

Geheimtipp Nr 5: Rechtsschutzversicherung abschließen

Ja ich weiß, sich mit Versicherungen zu beschäftigen ist irgendwie unsexy…ABER: Wenn du angestellt bist und Elterngeld beantragst, kann eine Rechtsschutzversicherung Sinn machen und unter dem Strich finanziell vorteilhaft sein. DENN: Wenn du irgendeinen Trouble mit deinem Arbeitgeber hast und deine Rechte (Kündigung, Ablehnung der Teilzeit, zu wenig Gehalt, Versetzung…) durchsetzen möchtest, kostet das Geld. Selbst dann, wenn du „gewinnst“ wird dir das Anwaltshonorar bei Arbeitsrechts-Streitigkeiten meistens nicht erstattet – warum das so ist, kannst du  hier  noch einmal ganz genau nachlesen.

Bevor du fragst: Konkrete Empfehlungen für eine Versicherung kann ich dir nicht geben, du solltest aber schauen, dass die Wartezeit nicht zu lange ist, wenn da schon was anfängt zu brennen und wie hoch die Selbstbeteiligung ist. Am besten checkst du auch, ob neben dem Arbeitsrechtsschutz auch Fragen des Mutterschutzes und des Elterngeldes, vielleicht sogar eine Klage auf einen Kitaplatz abgedeckt sind – denn in diesem Bereichen werden auch gerne mal Eltern-Rechte verletzt.

Geheimtipp Nr. 6: Form & Fristen beachten

Klingt jetzt nicht wirklich nach Geheimtipp, aber scheinbar hat es sich noch nicht genug herumgesprochen. Ihr glaubt gar nicht wie oft es vorkommt, dass eine Elternzeitanmeldung oder die Beanspruchung von Teilzeit in Elternzeit nicht form-und fristgerecht erfolgt… Falsches Datum, Mail oder Facebook-Messenger statt Brief, Anträge, die nie angekommen sind – ich habe schon alles erlebt und insgeheim geflucht!

Diese Fehler sind ärgerlich und vermeidbar. Bereite daher Elternzeit-Anmeldung und Geltendmachung von Teilzeit in Elternzeit rechtzeitig vor, schreibe alles ganz altmodisch auf echtem Papier mit eigenhändiger Unterschrift und sende es deinem Arbeitgeber mit Zustellnachweis (Einschreiben mit Rückschein, oder per Boten) zu. Ach ja, und bitte vorher eine Kopie machen und diese gleich abheften, bevor du den Brief losschickst ;).

Geheimtipp Nr. 7: Elternzeit als neue berufliche Perspektive nutzen

Elternzeit rocks! Du hast nicht nur die Möglichkeit komplett, oder teilweise beruflich auszusetzen, um dich um Kind, Kegel (und hoffentlich auch um dich selbst) zu kümmern, sondern du kannst die Elternzeit auch als neue berufliche Perspektive nutzen. Wenn du innerlich mit deinem Job abgeschlossen hast, zum Beispiel weil der Arbeitgeber*in nicht begeistert von deinem Wiedereinstiegsplan war, oder die Krallen ausgefahren hat, dann ist das das dein B-Plan!

Mache dir bewußt: Du hast JETZT die Freiheit und Zeit Fortbildungen zu machen, bei einem anderen Arbeitgeber zu arbeiten, oder deinen Sprung in die Selbständigkeit vorzubereiten, wenn das schon immer dein Traum war! Nutze diese Freizeit! Der Zeitpunkt ist perfekt. Und das Beste ist: Du musst dich bei deinem Arbeitgeber für nichts rechtfertigen, weil die Gesetze an dieser Stelle stark sind und dein früherer Job jetzt mal Pause hat.

§§§

Ich hoffe, dass die diese Tipps gute Begleiter sein werden! Egal in welcher Situation du bist – gerade erst in der Kinderplanungsphase, schwanger, in Elternzeit, oder wieder im Job – ich helfe dir gerne dabei, dass du – egal was kommen mag – gut informiert und für den Ernstfall optimal vorbereitet bist.

Wenn du deine Wiedereinstiegs-Erfahrungen mit anderen Mamas teilen möchtest, dann schreibe doch einfach einen Kommentar unter den Text! 

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