Vermischtes

Eltern-Diskriminierung: So hilft die Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Ihr Lieben,

ich bin so unglaublich stolz, dankbar und glücklich über die riesige Resonanz zu unserer Kampagne #proparents! 

Ende April haben wir die 50% Marke geknackt und Stand heute ist: wir konnten für unsere Petition gegen Elterndiskriminierung fast 28.000 Unterschriften sammeln – und das in einer Zeit, in der Eltern kaum Energie haben, Krisen-erschöpft sind und auf „Überlebensmodus“ umgeschaltet haben. An dieser Stelle: Danke an alle, die mitgemacht und uns unterstützt haben!

Für alle, die neu dazugekommen sind, noch einmal die Kurzfassung: Gemeinsam mit Karline Wenzel, Mitgründerin von Elterninderkrise, habe ich im März eine Kampagne gegen Elterndiskriminierung im Job initiiert. Wir fordern, dass „Elternschaft“ als Diskriminierungsmerkmal in § 1 in das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) – unser Anti-Diskriminierungsgesetz – aufgenommen wird.

Dazu haben wir mit den Zeitschriften Brigitte, Brigitte Mom und Eltern eine Petition gestartet. Unser wichtigstes Ziel ist, bis Ende Mai 50.000 Stimmen zu erreichen, damit der Bundestag sich mit unserem Anliegen zu beschäftigt. 

Falls du unsere Petition noch nicht unterzeichnet hast, dann kannst du das gerne hier und jetzt tun! Und es wäre es großartig, wenn du den Petitionslink auf sozialen Netzwerken, in Facebook- und Chatgruppen teilst. Partner*in, Oma, Opa, Hund (Scherz) – alle dürfen unterzeichnen!

In diesem Zusammenhang gibt es noch ein Thema, das mir unter den Nägeln brennt. Bei der Planung der Kampagne haben wir u.a. Kontakt zur Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) aufgenommen. Dort hat man uns bestätigt, dass sich aktuell Beratungsanfragen und Beschwerden aufgrund von Benachteiligungen während Schwangerschaft und Elternzeit häufen.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes – eine wichtige Behörde im Kampf gegen (Eltern-) Diskriminierung

Antidiskriminierungsstelle des Bundes – noch nie gehört? Dann wird es höchste Zeit: Die ADS ist eine Anlaufstelle für Menschen, die von Diskriminierung betroffen sind – also auch für Eltern, die im Job Ausgrenzung, Mobbing und unrechtmäßige Kündigungen erfahren. 

Die ADS spielt eine wichtige Rolle, wenn wir verhindern wollen, dass Eltern in der Arbeitswelt weiterhin benachteiligt und an den Rand gedrängt werden. Ich möchte euch die ADS und ihre Arbeit daher hier gerne einmal genauer vorstellen!

Was ist die Antidiskriminierungsstelle des Bundes genau?

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes ist eine unabhängige Stelle, die ihren Sitz beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin hat. Sie hat ihre Arbeit zeitglich mit in Kraft treten des Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) 2006 aufgenommen. Sie soll eine Anlaufstelle für alle Menschen sein, die sich wegen der im AGG genannten Gründe benachteiligt fühlen.

Aktuell regelt das AGG, dass niemand in Deutschland aufgrund der ethnischen Herkunft, Religion, Weltanschauung, sexuellen Identität, des Alters, einer Behinderung oder des Geschlechts benachteiligt werden darf (wir von #Proparents fordern wie gesagt, dass das AGG in der nächsten Legislaturperiode noch um das Merkmal „Elternschaft“ bzw. „fürsorgende Erwerbstätige“ ergänzt wird). Über diese Schutz aufzuklären und ihn umzusetzen, dass ist Aufgabe der Antidiskriminierungsstelle. Eine zentrale Funktion ist auch die Sammlung von Beschwerden. Dadurch bekommen benachteiligte Personen einen Platform, zugleich werden Fälle erhoben und ausgewertet und an die Politik weitergegeben. Falls ihr Benachteiligungen im Job erfahren habt, könnt ihr das hier melden. Ich hoffe so sehr, dass wir irgendwann einen weiteren Button bekommen und auf dem Formular auch das Merkmal „Elternschaft“ anklicken können!

Die Antidiskriminierungsstelle arbeitet eng mit Beauftragten des Deutschen Bundestages zusammen, deren Zuständigkeit berührt ist (zum Beispiel Integrationsbeauftragten), und mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen/Einrichtungen, die auf europäischer, Bundes-, Landes- oder regionaler Ebene zum Schutz vor Benachteiligungen tätig sind.

Aufgaben der Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Kurz gesagt sind Aufgaben der Anti-Diskriminierungsstellen Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Forschung.

Dabei ist die Beratung von Personen, die von Diskriminierung betroffen sind, die wichtigste Aufgabe. Sie informiert Betroffene über die aktuelle Gesetzeslage und die Möglichkeiten des rechtlichen Vorgehens, vermittelt Unterstützungs- und Beratungsangebote durch andere Stellen und leitet die Beschwerden auf Wunsch an Beauftragte der Bundesregierung oder des Deutschen Bundestages weiter. Teilweise wird die ADS auch vermittelnd tätig und versucht beispielsweise, eine Einigung zwischen den Beteiligten zu erreichen. 

Bezeichnend: Die ADS ist aktuell ausgelastet wie nie. Die Zahl der Anfragen ist 2020 fast doppelt so hoch (!) gewesen wie im Vorjahr. 2019 gab es 3.200 Hilfegesuche, zwischen Januar und Dezember schon 6.000. Das zeigt einmal mehr, wie sehr die Corona-Pandemie gesellschaftliche Probleme und Ungleichheiten wie unter einem Brennglas verstärkt. 

Wenn ihr von Diskriminierung betroffen seid – in Bezug auf , könnt ihr euch per Mail oder telefonisch an das Beratungsteam mit Juristinnen und Juristen der ADS wenden. Die Beratung ist kostenlos.

Daneben hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes eine Reihe von Publikationen herausgegeben, die die Öffentlichkeit für das Thema Diskriminierung sensibilisieren, über Rechte und das AGG informieren und aufklären und Arbeitgeber*innen Hinweise zur Umsetzung des AGG geben soll. Alle Publikationen könnt ihr über die offizielle Website herunterladen.

Die ADS möchte damit das Bewusstsein für Gleichberechtigung als Menschenrecht fördern und die Vorteile einer diskriminierungsfreien Gesellschaft herausstellen.

Und klar: es gibt noch viel zu erforschen und wissenschaftlich zu beleuchten, denn: viele Fragen zur Diskriminierung in Deutschland sind kaum oder gar nicht wissenschaftlich untersucht, geschweige denn durch die Rechtsprechung erklärt. Es fehlen ganz einfach Zahlen dazu, wer wirklich von Diskriminierung betroffen ist. Das zeigt allein die Tatsache, dass an vielen Stellen das Bewusstsein für die systematische Benachteiligung, Ausgrenzung und Schlechterbehandlung von Eltern im Beruf fehlt.

Die ADS hat sich daher auch die Durchführung wissenschaftlicher Studien sowie die Auswertung von wissenschaftlichen Untersuchungen auf die Fahnen geschrieben. Alle vier Jahre legt die Antidiskriminierungsstelle einen Bericht über Benachteiligungen vor. Sie erstattet außerdem regelmäßig dem Deutschen Bundestag über die Erkenntnisse Bericht, verbunden mit Empfehlungen zur Beseitigung und Vermeidung von Benachteiligungen.

Derzeit führt die ADS eine Studie zu Diskriminierungsrisiken fürsorgender Erwerbstätiger im Kontext von Schwangerschaft, Elternzeit und Pflege von Angehörigen durch. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im Herbst vorliegen. Es ist so unglaublich wichtig, dass wir mehr Erkenntnisse und valide Zahlen zu diesem Thema haben. Nur dann kann die Politik das Thema nicht länger kleinreden!

Damit die ADS von Diskriminierung betroffene Eltern optimal unterstützen kann, ist es natürlich von großer Bedeutung, dass das Merkmal „Elternschaft“ so schnell wie möglich in § 1 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes aufgenommen wird. Nach den letzten Tagen und dem Medienecho, dass wir erhalten haben, bin ich absolut optimistisch, dass uns das gelingt.

Wir Eltern sind eine starke Community – lasst uns weiter gemeinsam laut werden und Ungerechtigkeiten nicht länger stillschweigend hinnehmen!

Habt ihr noch Fragen zur ADS? Habt ihr selbst schon Diskriminierung im Job erfahren? Dann schreibt mir gerne hier oder in den sozialen Netzwerken. Ich freue mich über jeden Kommentar und jeden Erfahrungsbericht! Und wie gesagt mein großer Herzenswunsch: Unterzeichnet unbedingt unsere Petition zum Thema Elterndiskriminierung, damit die Anti-Diskriminierungsstelle künftig stärker auf diesem Gebiet aktiv ist und einen wichtigen Teil dazu beiträgt, dass Eltern vor Benachteiligungen im Job beschützt werden!

Weitere Blogeinträge zum Thema

Keine Kommentare

Antworten