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Wiedereinstieg nach der Elternzeit: 5 Fehler, die du nicht machen solltest

In den letzten Wochen hat sich soviel um das Thema Wiedereinstieg in Elternzeit gedreht… Das Interview auf SWR2, zusammen mit meiner Kollegin Nina Strassner und Katja Schumacher von Comeback-Coaching, mein Insta-Live mit euch und natürlich die vielen bewegenden Erfahrungsberichte, die ihr mir geschickt habt.

Ihr wisst ja – zum Dauerbrenner Wiedereinstieg habe ich schon soooo viel geschrieben. Hier und hier und hier zum Beispiel. Traurigerweise scheint das für Eltern so brisante Thema ja nicht an Aktualität zu verlieren… Und dank Corona sind die Hürden für einen gelungenen Wiedereinstieg nach der Elternzeit noch höher geworden.

Wir wissen alle: Die Rahmenbedingungen sind schwierig, viele Arbeitgeber*innen unkooperativ, schlimmstenfalls desinteressiert und ignorant – klar, das muss sich dringend ändern. Aber heute möchte ich den Wiedereinstieg mal von einer ganz anderen Seite beleuchten und die Frage aufwerten: Welche Fehler machen eigentlich Eltern? Und wie lassen sich diese vermeiden?

Achtung Triggerwarnung: Das was jetzt kommt, kann unangenehm sein und deine Planung durcheinanderwerfen. Es geht natürlich um Juristisches, aber vor allem auch um Rollenverteilung, Mut und um „raus aus der Komfort-Zone“. Aber glaub mir, wenn du die 5 folgenden Fehler vermeidest, wirst du nach der Elternzeit schnell wieder beruflich im Sattel sitzen – sei es bei deinem alten, oder bei einem neuen Arbeitgeber*in!

Fehler 1: Teilzeit, obwohl Vollzeit möglich ist

Überlege dir gut, ob du den Wiedereinstieg wirklich in Teilzeit beginnst, bzw. jahrelang in Teilzeit arbeitest. Bitte nicht falsch verstehen, ich will Teilzeit nicht generell verteufeln, sie kann auch funktionieren und für deine Familie genau das Richtige sein! Fakt ist aber, und das kann ich auch aus anwaltlicher Sicht bestätigen: wer in Teilzeit arbeitet, riskiert einen Imageschaden, landet schnell in der beruflichen Sackgasse, zementiert überholte Rollenbilder und erleidet langfristig erhebliche finanzielle Einbußen. Sandra Lachmann von Nine-to-Live hat dazu übrigens einen sehr lesenswerten Text geschrieben und gesagt:

In Euros formuliert: Männer nutzen die Teilzeit, um ihrem beruflichen Werdegang einen zusätzlichen Schub zu geben und erhöhen damit ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ihre finanzielle Absicherung. Frauen mit Kindern oder Pflegeaufgaben hingegen verringern ihre Chancen, verantwortliche Positionen weiterführen bzw. finden zu können, bekommen entsprechend weniger Lohn und haben außerhalb des Jobs keine Möglichkeit, diese Delle im Lebenslauf und in den Rentenbeiträgen auszugleichen.

Sandra Lachmann, „Die Falle schnappt zu: Frauen in Teilzeit“, ninetolife.de

Das allein sollte Anlass sein dass du zumindest mal eine Vollzeit-Arbeit und deren Umsetzung in euer Familie im Kopf durchgehen solltest, oder dir ein Teilzeit-Limit setzt (z.B. nur für ein Jahr nach dem Wiedereinstieg, oder zeitlich gestaffelte, ansteigende Arbeitszeiten nach dem Wiedereinstieg, statt ewig 20 Stunden/Woche zu arbeiten).

Ich bin davon überzeugt, dass sich Vollzeit und Familie vereinbaren lassen, wenn man sich einerseits gleichberechtigt und gut organisiert – natürlich mit entsprechendem Kitaplatz an der Seite – und andererseits, wenn der Arbeitgeber*in bereit ist, Arbeitszeiten zu flexibilisieren. Nehme deinen Partner in die Familien-Pflicht – Einkaufen, Kinder abholen, Kindergeburtstagsgeschenke organisieren, zum Elternabend in der Kita uns Schule gehen all dies sollte selbstverständlich sein! Organisiert euer Familienleben gut durch, hole dir Unterstützung, vernetze dich mit anderen Eltern! Und dann nagelst du deine*n Vorgesetzten fest: „Vollzeit? Mache ich, aber nur dann, wenn auch du mir mit den Arbeitszeiten entgegen kommst !“ Wenn du zum Beispiel schon um 7:30 loslegst, kommst du (inklusive gesetzlicher Pause) bis 16:15 auf 8 Stunden Arbeitstag – dann hast du noch Zeit mit den Kindern. Arbeite einen Tag lang, notfalls mit Babysitter-Unterstützung und einen Tag kurz, fordere Home Office Tage ein… mach dir die Arbeitswelt wie sie dir gefällt!

Und wenn das nicht klappt – dann ziehst du weiter – bis du einen Arbeitgeber*in findest, der zu dir und deiner Familie passt!

Fehler 2: Der vermasselte Teilzeit-Antrag

Wenn du in Teilzeit gehst, dann aber bitte richtig. Leider werden viele Teilzeit-Anträge formal falsch gestellt. Immer wieder lese ich in Anträgen die Worte „würde gerne, wünsche mir, beabsichtige ich im Frühjahr 2023…in Teilzeit zu arbeiten“.

Bitte streiche diese Wischi-Waschi Formulierungen aus dem Text, denn sie führen dazu, das der Antrag nicht konkret genug und somit rechtlich unbedeutend ist. Es ist superwichtig, dass du unmissverständlich in den Antrag schreibst, ab welchem Datum und mit wie vielen Arbeitsstunden/Woche du genau starten willst. Auch dann, wenn du noch nicht weißt, ob/wann es genau mit dem Kitaplatz klappen wird, oder wie viele Stunden/Woche du mit Kind arbeiten willst: lege dich so früh wie möglich fest! Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit der Teilzeit klappt, ist höher, desto früher der Antrag gestellt wird. Und wenn doch irgendetwas dazwischen kommt – es gibt immer Möglichkeiten den Antrag noch einmal abzuändern.

Wichtig: Auch wenn dein Antrag abgelehnt wird, ist das doof, aber kein Drama – es gibt durchaus neue Perspektiven, schau mal hier.

Fehler 3: Abtauchen während der Elternzeit

Das Motto lautet Auftauchen statt Abtauchen! Ich weiß, es gibt Angenehmeres als Wiedereinstiegsgepräch mit dem/der Vorgesetzten während der Elternzeit zu führen. Aber lasst Sandkasten, Wickeltisch und Babybrei auch mal beiseite (ist ja eh gut, wenn das mal der Mann übernimmt). Es ist sooo wichtig, während der Elternzeit sein Gesicht zu zeigen.

Spätestens 6-3 Monate vor dem Wiedereinstieg solltest du darauf bestehen ein persönliches (- ja auch in Corona-Zeiten!) Wiedereinstiegsgespräch zu führen – notfalls per Zoom. Es ist wichtig, dass dich dein Arbeitgeber*in in diesem Zeitraum auf dem Schirm hat und überlegt wie und wo er/sie dich einsetzt. Auch wenn es als Antwort heißt „ein Gespräch halten wir gerade nicht für sinnvoll, erst in 3 Monaten können wir besser planen“ – lass dich nicht abwimmeln. Dass du dir vorher Gedanken über deine Ziele gemacht hast und du das Gespräch in Form eines Protokolls dokumentierst, oder alles per Mail noch mal zusammenfasst, sollte selbstverständlich sein.

Fehler 4: Rückzug ins Home Office

Es klingt in Coronazeiten gerade komplett bescheuert – ich weiß, aber reduziere das Home Office nach dem Wiedereinstieg auf das nötige Maß und zeige Präsenz vor Ort – auch wenn du durch einen Umzug längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen musst.

Die Devise heißt: Platzhirsch-Gehabe! Insbesondere dann, wenn du länger in Elternzeit warst, solltest du ordentlich im Büro herumwirbeln und dich bemerkbar machen. Zeige dich regelmäßig bei deinen Vorgesetzten, sage allen laut Hallo, gehe mit wichtigen Personen lunchen, schreibe eine Rundmail an alle, bringe gekauften Kuchen mit, versuche schnell, dich auf den aktuellsten Stand zu bringen, nicht nur was deine aktuellen Aufgaben betrifft, sondern auch Büro-Gossip, neue Seilschaften, wer mit wem und so weiter. Und natürlich solltest du an Tagen im Büro sein, an dem auch dein/deine Vorgesetzte vor Ort ist.

Eine schöne Idee ist auch ein Wiedereinstiegs-Mentor an die Seite gestellt zu bekommen. Wenn dein Arbeitgeber*in schon nicht auf die Idee kommt – fordere es selber ein!

Fehler 5: Flucht in die Kurzarbeit- oder Arbeitslosigkeit

Falls dir nach der Elternzeit eine Vereinbarung zur Kurzarbeit unter die Nase gehalten wird, solltest du diese nicht sofort unterschreiben – auch wenn es erst mal verführerisch klingt mit 67% Gehalts zu Hause zu bleiben. Mache dich erst mal schlau. Warum? Wie lange? Wer noch? Falls du den Eindruck hast, dass es bei der Kurzarbeit nicht so sehr um mangelnde Arbeit, sondern vielmehr um „mit der können wir gerade nichts anfangen“ geht, solltest du deinen alten Job konkret wieder einfordern. Und wenn du trotzdem unterschreiben solltest – bitte nur für einen befristeten Zeitraum!

Gleiches gilt für die Arbeitslosigkeit. Klar kann man sich nach einem abgelehnten Elternteilzeit-Antrag arbeitslos melden, aber wie wäre es, wenn man erst mal etwas Rabbatz macht? Das Gespräch mit Vorgesetzten suchen, den Betriebsrat einbinden – vielleicht doch klagen?

Gehe lieber den Weg des größten Widerstandes als dich einfach so vom Arbeitsmarkt wegdrängen zu lassen!

So Ihr Lieben, ich bin dafür, dass wir jetzt eine neue Fehlerkultur starten, uns gegenseitig Mut machen und neue Wege gehen! Erzählt mir gerne, welche Fehler ihr vor, während und nach der Elternzeit rückblickend gemacht habt und welche Auswirkungen das auf euren Wiedereinstieg hatte. Ich freue mich sehr auf eure Erfahrungsberichte 🙂

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3 Kommentare

  • Antworten
    Julia
    13. Dezember 2020 at 21:31

    Danke für diese fanatischen Tiipps!!

  • Antworten
    Julia Schmidt
    13. Dezember 2020 at 22:51

    Hallo, aus der Erfahrung von Anderen habe ich gelernt : die Teilzeit muss dringend befristet werden, damit man sich die Rückkehr in Teilzeit nicht verbaut. Viele Grüße Julia

  • Antworten
    Julia Schmidt
    13. Dezember 2020 at 22:52

    … Rückkehr in Vollzeit… Natürlich..

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