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Smarte Mamas im Interview: Saralisa Volm, Schauspielerin und Autorin von „Mamabeat“

„Der Beat, der dein Leben unterlegt, ist der, der dich durch das Elternsein trägt… Du kannst sogar aus dem Takt fallen, Dich wieder fangen, Dich neu entdecken. über dich hinauswachsen und ein Solo aufs Parkett legen. Jede Familie muss ihren eigenen Rhythmus finden.“

Spätestens seit dem ich diese Stelle in dem Buch „Mamabeat“ (erscheinen im Beltz-Verlag) las, war es um mich geschehen: Ich wurde zum Saralisa-Fan. Was für eine Wahnsinns-Frau: Schauspielerin (Finale, Dancing with Devils, Hotel Desire, u.v.m.), Filmproduzentin (Die Verwandlung, Fikkefuchs), Autorin und inzwischen 3-fache Mutter –  jedesmal mit einem bewundernswert schnellen Wiedereinstieg in den Job. Grund genug ziemlich abzuheben, oder? Von wegen. Saralisa ist wahnsinnig nett und hilfsbereit, ich freue mich immer sehr, wenn ich sie treffe. Wir haben uns kennengelernt, als wir fast parallel eine Crowdfunding-Kampagne durchgeführt haben und für mich stand schon immer fest: Saralisa muss eines Tages auf den Blog. Ich freue mich daher sehr, dass es jetzt so weit ist und das Interview endlich online ist:

Liebe Saralisa, du bist Schauspielerin, Filmproduzentin, Autorin und Mutter von 3 Kindern. Was machst du gerade hauptsächlich?

Ich versuche nur Sachen zu machen, die ich mit Leidenschaft tue. Gerade arbeite ich viel im Büro, unter anderem für die Produktion unseres Filmes Fikkefuchs. Und wir bereiten neue Filmprojekte vor. Außerdem organisiere ich eine Ausstellung zum Thema „Trost“ im Schaufenster in Kreuzberg, die ab dem 2. Oktober zu sehen sein wird. Vergangenes Jahr habe ich viel gedreht, auch im Ausland – unter anderem für die ARD-Krimireihe Mordkommission Istanbul, einen Film mit Franz Rogowski und mir in den Hauptrollen und eine Shakespeare-Verfilmung für Arte. Ich hätte gerne noch mehr gedreht, aber aufgrund meiner Schwangerschaft, war das irgendwann nicht mehr möglich: Als Schauspielerin werde ich während der Drehzeit fest angestellt und dann gelten ja auch die Regelungen des Mutterschutzgesetzes – z.B. darf ich dann nachts nicht mehr arbeiten. Das ist für Schauspielerinnen häufig misslich und etwas paradox , denn im Prinzip arbeiten wir wie Selbstständige mit unterschiedlichen Auftraggebern. Als Autorin oder in meiner eigenen Firma interessiert sich niemand für meine Arbeitszeiten. Beim Elterngeld bedeutet es jedenfalls Nachteile, wenn Schauspielerinnen irgendwann nicht mehr gebucht werden, nur weil wir für die Produktion zeitlich zu eingeschränkt sind.

Als Schauspielerin stehst du sehr stark in der Öffentlichkeit. Wie handhabst du das mit deiner Familie und deinem Privatleben?

Ich habe die bewusste Entscheidung getroffen, weder meinen Mann noch meine Kinder zu sehr in die Öffentlichkeit zu stellen. Mein Mann hat daran kein Interesse  und in Bezug auf meine Kinder ist mir die Wahrung der Persönlichkeitsrechte wichtig. Mein Privatleben soll privat bleiben, es reicht ja, wenn meine Mutter weiß, wie es in meinem Schlafzimmer aussieht. Ich habe nach mehr Öffentlichkeit überhaupt kein Bedürfnis –  meine Arbeit als Schauspielerin und Autorin ist ja bereits sehr persönlich.

Wie kam es dazu, dass du das Buch Mamabeat geschrieben hast?

Ich wurde gefragt, ob ich ein Mutterbuch schreiben möchte. Zunächst war ich irritiert, weil ich nie auf die Idee gekommen wäre, dass es in meinem ersten Buch um das Muttersein gehen könnte, da ich ja ansonsten eher künstlerisch arbeite. Dann wurde mir jedoch klar, dass das die Option bietet, zu zeigen, was ich als ganz normal empfinde und andere für völlig verrückt halten: Ich habe meine Kinder zu Hause geboren, ich führe eine gleichberechtigte Beziehung mit meinem Mann – ohne festgelegte Rollen. Ich baue bei uns die Regale zusammen – er putzt die Küche. Mir war es wichtig mit dem Buch deutlich zu machen, dass man sich nicht so viel Gedanken darum machen muss, wie aufwändig und wie teuer Kinder sind. Viel einfacher geht es doch, wenn man mit Eigensinn und Entscheidungsfreiheit Kinder bekommt und sich das Leben so gestaltet, wie es zu einem persönlich passt. Ich finde, man sollte die ganze, mit Kindern verbundene typische Denkweise aufweichen – weg vom klassischen Mütter-Lebenslauf mit 2 Kindern, die man zwischen 30 – 40 bekommt und weg davon, dass die Frau Teilzeit arbeitet und der Mann Karriere macht. Und auch weg mit dem Druck überhaupt Kinder bekommen zu müssen. Man sollte die Dinge einfach mal anders machen und das als Eltern auch sagen und durchsetzen.

Wie charakterisierst du deinen ganz persönlichen Mamabeat?

Ich würde ihn eher als Herzrhythmusstörung bezeichnen. Mein Puls ist häufig sehr hoch, dann bin ich wieder völlig erschöpft und könnte mich tagelang ausruhen.

Welche Frauen inspirieren dich?

Viele Künstlerinnen und Feministinnen, z.B. Ana Mendieta, Laurie Penny, Cindy Sherman, die Suffragetten-Bewegung – aber auch Rosa Luxemburg, Madeleine Albright oder Simone de Beauvoir. Besonders spannend finde ich Frauen, die lange „nur“ als Partnerinnen ihrer erfolgreichen Männer gesehen und dabei völlig unterschätzt wurden. Z.B. Ray Eames, Marie Curie, Dora Maar oder Jeanne-Claude.

Liebe Saralisa, du hast 3 Kinder: 0, 3 und 6 Jahre alt. Wie verlief dein beruflicher Wiedereinstieg?

Eigentlich habe ich nie richtig aufgehört. Ich war ja erst 24 und noch Studentin, als ich mein erstes Kind bekommen habe. Auch beim zweiten Kind habe ich bereits nach 4 Monaten wieder gedreht. Das war teilweise sehr hart, aber im Nachhinein ein wunderbares Projekt (Impuls von Igor Plischke mit Frederick Lau) und eine tolle Zeit. Für mich kamen lange Auszeiten nicht in Frage, zum einen um dran zu bleiben, zum anderen, weil ich meine Arbeit liebe. Ohne sie bin ich nicht vollständig. Als Selbständige bin ich natürlich sehr flexibel, das erleichtert Vieles.

Nehmen wir mal an, du hättest 3 Wünsche frei um die Arbeitswelt von heute zu verändern – welche wären das?

Ich bin auf jeden Fall dafür, dass das Ehegattensplitting abgeschafft wird. Gesetze sollten außerdem mehr hinterfragt werden  – Vereinbarkeit zum Beispiel ist kein Frauenthema. Hier kann bestimmt noch mehr bewegt werden, wenn Männer anders behandelt werden. Wichtig finde ich auch mehr Bildung für Kinder. Kitas und Schulen sollten keine „Abschiebeanstalten“ sein, sondern flexibel und mit einem hohen qualitativen Anspruch. Hier sollte man viel mehr investieren. Ich frage mich, warum  man 13 Jahre in die Schule geht und die Buddenbrooks dann aber doch zu Hause lesen muss.

Was sind deine persönlichen Vereinbarkeits-Tipps?

Hilfe holen, wenn es stressig wird, Prioritäten setzen (ruhig mal den Wäscheberg links liegen lassen) und akzeptieren, dass man nicht alles perfekt machen kann.

Was ist für dich das Schönste am Mama-Sein?

Das Schönste sind für mich die Einblicke in viele neue Lebensrealitäten und –abschnitte, die man begleitet, wenn man Kinder hat. Seitdem ich Mutter bin, eröffnen sich viele neue Perspektiven, außerdem lerne ich eine Menge. Davon abgesehen liebe ich es mit meinen Kindern zu kuscheln. Ich glaube, ich habe Kuschelambitionen für mindestens 10 Kinder.

Vielen Dank, liebe Saralisa!

Foto: Svenja Trierscheidt

Wenn ihr mehr von Saralisa und ihre aktuellen Projekten erfahren wollt, dann schaut mal auf ihrer Webseite und Facebook-Seite vorbei:

Und wie versprochen: Jetzt könnt ihr das Saralisa’s Buch „Mamabeat“ gewinnen. Bitte kommentiert bis zum 05.08.2016, was euch an dem Interview am Besten gefallen hat – dann seid ihr in der Lostrommel. Die Gewinnerin wird direkt unter ihrem Kommentar und per Mail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Viel Glück!

 

 

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5 Kommentare

  • Antworten
    Ulrike
    31. Juli 2016 at 12:09

    Mir hat folgender Satz sehr gut gefallen: „Viel einfacher geht es doch, wenn man mit Eigensinn und Entscheidungsfreiheit Kinder bekommt und sich das Leben so gestaltet, wie es zu einem persönlich passt. “
    Da ist so viel wahres dran. Ich würde mich sehr freuen, das Buch zu gewinnen.
    Ulrike

  • Antworten
    Kirsten
    31. Juli 2016 at 21:04

    „Einblicke in viele neue Lebensrealitäten und –abschnitte, die man begleitet“ – das find ich auch sehr spannend. Nie im Leben wär ich so nah dran an vielen neuen Entwicklungen, die meine Kinder mir nahebringen (ich wär nie auf die Idee gekommen, Kochrezepte auf YouTube zu suchen!), das hält jung im Kopf. Und man kriegt einen ausgewogenen Blick auf „die Jugend“ und sieht nicht nur die durch Medien vermittelten Extreme („alle ausbildungsunfähig“ oder so)

  • Antworten
    Maxi
    2. August 2016 at 10:29

    Hey hey,
    Ich würde ihn eher als Herzrhythmusstörung bezeichnen. Mein Puls ist häufig sehr hoch, dann bin ich wieder völlig erschöpft und könnte mich tagelang ausruhen.
    Ein Leben der Extreme, völlige Hingabe, völlige Erschöpfung! Aber es ist jede Sekunde dieses Lebens wert Kinder zu haben!
    Lg Maxi

  • Antworten
    Ella
    5. August 2016 at 18:36

    „ich baue bei uns die Regale zusammen, er putzt die Küche..“ yeah…Sehr gut! Würde mich über das Buch wahnsinnig freuen, liebe Grüße Ella

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